Sozialdiakonin oder Sozialdiakon werden.
Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone sind für Menschen in persönlichen Krisen und schwierigen Lebenslagen da. Im Berufsalltag ist viel Kreativität gefragt: Es wollen Hilfsangebote für unterschiedliche Bedürfnisse gestaltet und betreut werden. Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone arbeiten in ganz unterschiedlichen Kontexten. Ihre Beratung ist beispielsweise auch im kirchlichen Sozialdienst der Berufsschulen im Kanton St. Gallen gefragt.
Voraussetzungen
Wer in der St. Galler Kirche als Sozialdiakonin oder Sozialdiakon arbeiten will, braucht die sogenannte «doppelte Qualifikation»: einen sozialfachlichen Abschluss (z. B. Sozialarbeit, Sozialpädagogik, sozio-kulturelle Animation, Gemeinwesenarbeit) an einer Fachhochschule oder Höheren Fachschule sowie kirchlich-theologische Kompetenzen. Die Vorgaben werden von «Diakonie Schweiz», der nationalen Dachorganisation für Diakonie der reformierten Landeskirchen, festgelegt. Voraussetzung ist zudem die Mitgliedschaft bei einer der Landeskirchen.
Für Personen, die die Kriterien zur ordentlichen Zulassung nicht erfüllen, aber bereits entsprechende Voraussetzungen mitbringen, besteht die Möglichkeit, auf dem ausserordentlichen Weg Sozialdiakonin bzw. Sozialdiakon zu werden. Das Gesuch für eine Äquivalenzprüfung muss über die Kirchenratskanzlei eingereicht werden. Die «Überprüfungskommission» von Diakonie Schweiz gibt eine Rückmeldung, welche Fächer bzw. Module eine Person für die Zulassung als noch absolvieren muss (Modulübersicht Mindestanforderungen) und unterhält eine Liste möglicher Weiterbildungsangebote dafür.
Der Kirchenrat kann Personen, die für ihre Wahlfähigkeit noch zusätzliche Qualifikationen erwerben müssen, eine zeitlich befristete Wählbarkeit erteilen.
Die «doppelte Qualifikation» in einem: die Diplomausbildung an der HF Theologie Diakonie Soziales
Die Diplomausbildung Sozialdiakonie und Gemeindeanimation HF an der Höheren Fachschule Theologie Diakonie Soziales TDS in Aarau wird in zwei Varianten angeboten: als vierjähriges vollzeitliches Studium oder als vierjähriges berufsbegleitendes Studium.
Die Diplomausbildung Sozialdiakonie und Gemeindeanimation HF verbindet die staatliche definierte Gemeindeanimation HF mit kirchlich-theologischen Qualifikationen. Entsprechend führt der Abschluss zu zwei Titeln:
- Staatlich geschützt: dipl. Gemeindeanimatorin HF / dipl. Gemeindeanimator HF
- Landeskirchlich und freikirchlich anerkannt: Sozialdiakonin / Sozialdiakon
Die in die Diplomausbildung integrierte Katechetik-Ausbildung befähigt dazu, kirchlichen Unterricht zu erteilen.
Sozialfachlicher Abschluss - Auswahl möglicher Ausbildungen
Wer das Studium der Gemeindeanimation HF antreten will, muss mindestens 20-jährig sein und einer christlichen Kirche angehören. Voraussetzungen sind weiter die abgeschlossene Volksschule, der Abschluss einer dreijährigen Berufslehre oder ein Mittelschulabschluss, mindestens ein Jahr Praxiserfahrung sowie die bestandene Eignungsabklärung vor Ort.
Das vierjährige berufsbegleitende Studium Gemeindeanimation HF umfasst Unterricht und eine 50%-Anstellung (Status «in Ausbildung») im gemeindeanimatorischen Berufsfeld. Wer ein Zusatzmodul belegt, kann sich zusätzlich die kirchlich-theologischen Kompetenzen aneignen.
Das Studium wird abgeschlossen mit dem staatlich geschützten Titel «dipl. Gemeindeanimatorin HF» bzw. «dipl. Gemeindeanimator HF».
Um das Studium der Sozialen Arbeit an der Ost antreten zu können, ist ein formaler Bildungsnachweis nötig (z.B. Berufsmaturität, Fachmaturität, gymnasiale Maturität, Lehrdiplom, Diplom 3-jährige Höhere Fachschule), 6 Monate Erfahrung in der Arbeitswelt bei einem Beschäftigungsgrad von mindestens 50% sowie ein soziales Vorpraktikum während 6 Monaten bei einem Beschäftigungsgrad von mindestens 50%. Voraussetzung ist zudem die bestandene Eignungsabklärung zur Zulassung am Studium.
Eckdaten zum Studium:
- Mindestens 6 Semester bei Vollzeitstudium
- Mindestens 8 Semester bei Teilzeitstudium plus Anstellung von mindestens 60%
- 6-monatiges Praktikum in sozialer Arbeit im Vollstudium
Das Studium wird abgeschlossen mit einem Bachelor in Sozialer Arbeit FHS.
Wer das Studium an der Artiset HF für Gemeindeanimation in Luzern aufnehmen will, braucht eine abgeschlossene Berufslehre (EFZ) oder einen gleichwertigen Abschluss (z. B. Matura). Personen mit rein schulischer Vorbildung benötigen mindestens ein Jahr Berufserfahrung. Voraussetzung ist zudem das Bestehen des Aufnahmeverfahrens der höheren Fachschule. Empfohlen ist überdies Praxiserfahrung im Bereich der Gemeindeanimation von mindestens 800 Stunden (fällt weg für Personen mit einem EFZ als Fachmann / Fachfrau Betreuung).
Die Ausbildung dauert – je nach Vorbildung – drei bis vier Jahre, berufsbegleitend oder im Vollzeitstudium mit Praktika.
Das Studium wird abgeschlossen mit dem staatlich geschützten Titel «dipl. Gemeindeanimatorin HF» bzw. «dipl. Gemeindeanimator HF».
Die Studiengänge der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik Zizers sind eidgenössisch anerkannt. Wer das Studium erfolgreich abgeschlossen hat, erhält den Berufstitel: dipl. Sozialpädagogin HF bzw. dipl. Sozialpädagoge HF.
Der Studiengang Sozialpädagogik an der Agogis (mit einem Standort in St. Gallen) führt zum anerkannten Abschluss «dipl. Sozialpädogogin» bzw. «dipl. Sozialpädagoge».
Kirchlich-theologische Kompetenzen - Auswahl möglicher Ausbildungen
Reformierter Theologiekurs der Evang.-ref. Kirche des Kantons St. Gallen: Besuch einzelner Module
Höhere Fachschule Theologie Diakonie Soziales: Kirchlich-Theologische Qualifikation
Fachausweis Kirchliche Jugendarbeit: Besuch einzelner Module
Besuch von Weiterbildungsangeboten für Prädikatinnen und Prädikanten
Institut im Reusshaus: Besuch einzelner Module
Theologische Angebote auf der von Diakonie Schweiz zusammengestellten Liste von Weiterbildungen

«Die grosse Abwechslung im Berufsalltag erlebe ich als äusserst inspirierend. Kein Tag ist wie der andere und oft läuft es anders als ich es geplant habe.
Der Beruf ist für mich Berufung. Man muss Menschen mögen, um diesen tollen Beruf auszuüben. Die Begleitung von Menschen über einen grösseren Zeitraum bereichert mich. Zusammen einen Weg suchen und gehen hinterlässt auch in meinem Leben Spuren.
Ich bin froh, dass ich mir in meinem Beruf genug Zeit nehmen kann für Gespräche, dass ich meine Ideen einbringen und meine eigenen Projekte entwickeln kann.»
Monica Ferrari, Sozialdiakonin in der Kirchgemeinde Straubenzell St. Gallen West