Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St.Gallen

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Glasfenster-Zyklus von Max Hunziker in der Alten Kirche Wollishofen, Zürich

Die folgenden Bildbeschreibungen sind eine gekürzte Version von Texten aus einer Predigtreihe zu den Glasfenstern. Autor:innen: Pfarrer Sönke Claussen, Pfarrerin Eveline Saoud, Pfarrer Walter Wickihalder, Dr. phil. Renate Kirchgraber. Die vollständige Predigtreihe zum Herunterladen finden Sie hier.

Das Gemeindefenster

Auf dem zentral gelegenen hellen Fenster in der Mitte des Chores werden Alltagsgeschichten aus der Gemeinde erzählt. Von unten nach oben sieht man: Eine Familienzusammenkunft unter dem Dach einer Kirche. Starke Arme bewegen Seile, an denen Glocken hängen. Die Szene wird von einer einfachen grossen Stalllaterne beleuchtet. Man kann im Glockenstuhl ein A für Alpha und im Ring um die Stalllaterne ein 0 für Omega sehen. Alpha und Omega stehen für Anfang und Ende des Lebens. Spätere Arbeiten von Hunziker heben dieses Motiv deutlicher hervor.

Mittelpunkt der nächsten Erzählung im Gemeindefenster ist die Hochzeit eines Paares. Mann und Frau schauen dem Betrachter direkt in die Augen. Das Paar ist ebenso wie der Abendmahlkelch vom Rosenbusch mit grünen Blättern umrahmt. Dunkelrot leuchtet der Wein, symbolisch für das Blut Christi, im Kelch. Die Dornenkrone Christi soll andeuten, dass «die Ehe ... aus der vergebenden Liebe des dornengekrönten Herrn (lebt)», wie Pfarrer Rosenmund in seiner Kurzbeschreibung der Fenster sagt.

Im darüber liegenden Segment begleiten zwei Engel den Weg eines Kindes. Lange Halme mit reifen Ähren biegen sich zur Seite, um das Kind beim Gang durch das gelbe Kornfeld, das mit rotblühenden Blumen durchsetzt ist, zu schützen. Im Halbkreis ganz oben im Fenster kommt aus Gottes Herz das Wort, die geöffnete Bibel deutet es an. Auch in den anderen Chorfenstern zeigen obere Bereiche christliche Symbole, etwa eine weisse Taube als Symbol des Heiligen Geistes.

Hunziker arbeitet im Gemeindefenster auf hellem Grund vorwiegend mit Gelb- und Blautönen, sowie roten Akzenten. Demgegenüber bevorzugt er für die beiden Fenster rechts und links im Chor als Basisfarbe ein leuchtendes Grün.

Von der Schöpfung bis zur Kreuzigung

Das rechte Fenster im Chor erzählt Legenden aus dem Alten und dem Neuen Testament gemeinsam in einer Scheibe. Viel grünes Blattwerk in kleeblattartigen Formen im unteren Bereich soll die Leere vor der Schöpfung zeigen. Darüber erscheinen in Ausschniten von ovalen Ringen die sechs Tage der Schöpfung mit Mond und Sternen, Wasser, Vegetation und Tieren. In der Mitte befinden sich Adam und Eva, das erste Menschenpaar. Rund um das Paar erscheinen Tiere, etwa Löwe und Lamm. Oberhalb der Schöpfungsgeschichte wandert das Auge zur Kreuzigung von Christus. Maria und Johannes stehen neben dem Kreuz. Die Kreuzigung erscheint relativ klein. Das Leiden Christi wird vom Künstler nicht als alles überschattend gestaltet. In der Thalwiler Kirche verfährt er übrigens ähnlich, auch dort ist die Kreuzigung kein zentrales Motiv. Grünes Blattwerk oberhalb der Szenen überzieht die Wollishofer Scheibe. Ganz oben im Fenster erscheint die Hand Gottes, aus der alle Dinge hervorgehen, Psalm 145.

Das Lilienfenster

Eine grosse weisse Lilie mit geschwungenem Stiel dominiert mehrere Partien des in hellgrün gehaltenen Fensters. Diese Blume steht in der Symbolik des Mittelalters für Reinheit. Die Lilie wird von Vögeln umkreist. «Sehet die Lilien auf dem Felde in ihrer Pracht und die Vögel unter dem Himmel in ihrer sorglosen Freude...» sagt der Evangelist Matthäus (6, 25 - 36).

Im unteren Bereich des Fensters erkennt man ein Gefährt, einen Leiterwagen mit grossem Rad, in dem sich eine Person mit mehreren Säcken befindet. Links des Wagens steht der Tod in rotem Mantel, rechts davon ein Engel im blauen Kleid mit langen Flügeln. Im nächsten Segment darüber brennt ein Feuer mit hellroten Flammen. Ist es das Fegefeuer? Eine Sichel in grünem Blattwerk erinnert daran, wie schnell das Leben durch den Tod beendet werden kann. Rechts neben der Lilie steht ein ärmlich bekleidetes Paar. Beide tragen eine Flamme am Herzen. Auf der anderen Seite der Lilie trägt ein gekrümmter Mann einen schweren Rucksack in Richtung Geldtruhe. Ganz oben sieht man eine grosse Taube mit weit gespannten Flügeln: Symbol des Heiligen Geistes. Über ihr befindet sich das Auge Gottes. Es scheint, als ob die Taube zwei Händen entfliegen würde.