Ergebnisse für {{ keywords }}
Meinten Sie {{ didYouMean }}
Kategorien
{{ faq.question }}
{{ faq.answer }}
{{ result.label }} ({{ result.hits.length }})
Keine Suchergebnisse gefunden.
Menschen am RPI: Didier Zogg, Student
Didier Zogg, erzähl von deinen Wurzeln. Hat der Glaube in deinem Leben schon immer eine wichtige Rolle gespielt?
Nein, gar nicht. Meine Eltern waren nicht sehr gläubig, nur selten besuchten wir einen Gottesdienst. Meine Mutter ist katholisch, der Vater evangelisch; mein Bruder und ich wurden ebenfalls evangelisch getauft. Während der Primarschule bin ich nicht so gerne in den Religionsunterricht gegangen, er war staubtrocken, und wir Kinder mussten für eine einzelne Lektion einen langen Weg zurücklegen – vom Schulhaus am Berg runter ins Tal und wieder zurück. Vom Konfirmanden-Unterricht bleibt mir die Reise nach Einsiedeln in positiver Erinnerung.
Trotzdem hast du schon als kleiner Junge einen eigenen Zugang zur Kirche gefunden.
Ja. In den Familienferien in der Toskana hat es mich in die alten Kirchen gezogen, in jeder Ortschaft wollte ich eine Kerze anzünden gehen. Die ruhige Atmosphäre in den Kirchen und Kapellen machte etwas mit mir, ich habe die Bilder und Heiligenfiguren studiert und den einheimischen Besuchern beim Beten zugeschaut. In diesen alten Gemäuern fühlte ich mich irgendwie immer geborgen und wurde ruhig von der Hektik und dem Lärm draussen. Eine weitere Kindheitserinnerung handelt von meiner Oma aus Köln, die mich bei ihren Besuchen einige Gebete gelehrt hat. Zum Bibellesen habe ich später gefunden, als ich in einer Kirchenbank eine liegen gelassene, kleine Ausgabe des Neuen Testaments gefunden und zu Hause gelesen habe. Das Neue Testament war ein guter Anfang.
Und dann?
Dann passierte lange nichts weiter. Zum überzeugten Glauben mit christlicher Praxis habe ich erst mit 36 Jahren gefunden, als ich Vater von meinem ersten Sohn werden durfte. In derselben Nacht habe ich Gott unendlich gedankt für dieses Wunder, für dieses Geschenk. Ich habe ihn gebeten, mir zu helfen, ein guter Vater zu sein. Mein Herz hatte sich hundertfach vergrössert und ich hätte die ganze Welt umarmen können. Eine Kinderbibel musste her; wir haben angefangen, beim Sonntagsfrühstück Kerzen anzuzünden und abends Gute-Nacht Gebete zu sprechen.
Und im gleichen Zug hast du beschlossen, dass du am RPI-SG studieren willst?
Ich bin eher zufällig auf den Ausbildungsgang aufmerksam geworden, bei einem Besuch in einer Bücherei, wo ich den Ausbildungs-Werbeflyer "Fangen Sie ruhig bei Adam & Eva an!" als schönes Buchzeichen mitgenommen habe. Mit der Ausbildung zum Religionspädagogen lerne ich auch heute noch so viel Neues dazu – für mich selbst und für die ganze Familie. Alle Themeninhalte, welche ich den Schülerinnen und Schülern beibringen möchte, bekommen auch meine Buben daheim in Form von Vorlesen, Basteln, gemeinsamen Erleben oder Recherchieren vermittelt.
Was gefällt dir besonders gut an der Ausbildung?
Die Ausbildung gefällt mir allgemein sehr gut, von den Fachdozenten kann ich viel mitnehmen. Am spannendsten finde ich das Lesen von Texten in der Bibel und dann die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Interpretationen oder Sichtweisen innerhalb der Klasse. Da die Unterrichtszeit oft nicht reicht und wir ständig auf die Uhr schauen müssen, um mit den geplanten Themen fertig zu werden, fällt als Hausaufgabe viel Lektüre an. Das Lesen abends auf dem Sofa oder früh morgens an den Wochenenden für die Schule macht mir aber Freude.
Und wo wird es anstrengend?
Die grösste Herausforderung besteht für mich darin, meinen jetzigen Beruf, Familie und Studium unter einen Hut zu bekommen. Deshalb sind die Samstage oder Modultage ideal für mich. Fallen Unterrichtszeiten auf Wochentage, muss ich es mit Ferien oder Überstundenkompensation managen.
Was motiviert dich, dranzubleiben?
Ich freue mich jetzt schon darauf, später einmal eine eigene Klasse begleiten zu dürfen, als nebenamtliche Tätigkeit, einen Tag in der Woche. Ich freue mich auf das Philosophieren und Theologisieren mit den Kindern, auf das lebendige Unterrichten im Klassenzimmer, draussen in der Natur oder im Kirchenraum. Die Kinder sollen den Religionsunterricht als möglichst unbeschwert und mit allen Sinnen erleben. Ich möchte ihnen meine Freude weitergeben und nicht bloss im Frontalunterricht Arbeitsblatt um Arbeitsblatt verteilen. Mein grösster Ansporn ist es, den Schülerinnen und Schülern mit dem erlernten Wissen aus meinem Unterricht Werkzeuge an die Hand geben zu können, auf die sie auch im Erwachsenenalter zurückgreifen können, Lebenshilfe also, die womöglich auch identitätsstiftend ist.
Wie stellst du dir denn deinen zukünftigen Unterricht konkret vor?
Bereits auf der Primarstufe möchte ich eine ökumenische Sicht auf die Inhalte pflegen. Die Einheit in der Vielfalt des Christentums liegt mir sehr am Herzen. Auch die Auseinandersetzung mit anderen Religionen und der Blick auf deren Glauben lohnt sich. Zusammen mit den Kindern die Gemeinsamkeiten zu entdecken, empfinde ich persönlich als spannend – und ich halte es für eine wichtige Investition in einer zunehmend diversen Gesellschaft.